Der Trip nach Frankfurt begann mit einem Alptraum. Der Stansted Express fuhr dieses Wochenende nicht von unserer Haltestelle ab, wegen Bauarbeiten. Es stand dran, dass alle Züge nach Seven Sisters umgeleitet würden. Ich guckte extra noch mal um 22.00 Uhr abends ins Internet und die sagten das gleiche. Ich also todesmutig um 04.00 Uhr nachts zu Fuß über die High Street nach Seven Sisters gelaufen mit meinem ganzen Krempel um dann vor verschlossenen Toren zu stehen. Ich dachte, das darf jetzt nicht wahr sein. Einige osteuropäische Touris waren auch schon da. Ich fragte sie, ob sie nach Stansted wollen und warum diese Station zu hat. Sie meinten, ja sie wollen nach Stansted und die Station würde um 06.40 Uhr aufmachen. 06.40 Uhr?? Mein Abflug war um 07.20 Uhr, das ging gar nicht. Ich fragte, was sie gedenken zu tun aber die zuckten nur mit den Schultern. Ich rüttelte am Tor und konnte es sogar einen Spalt aufschieben. Ich überlegte laut, ob man nicht einfach durchgehen sollte, doch sofort kam eine Stimme aus den Lautsprechern, dass ich das sofort zu unterlassen hätte, sonst würde ich auf der Stelle verhaftet. Die Station würde um 06.40 Uhr öffnen. Ok, was nun also? Der Zug fuhr allerhöchstens noch ab Liverpool Street und das war mit dem Nachtbus mindestens 20min entfernt und dann noch mal 50min zum Airport und ich hätte mit dem Bus auch noch umsteigen müssen. Außerdem fahren selbst in London die Nachtbusse nicht alle 5min sondern nur alle halbe Stunde. Ich hatte noch 1 Stunde 20min bis das Gate geschlossen wurde. Also musste mir mal wieder ganz schnell was einfallen. Meine erste Idee: Taxi. Aber die Idee war teuer und außerdem musste ich auch erstmal eins rufen, denn ich befand mich mitten im Ghetto in North London und da fahren nicht ständig Taxis in der Gegend rum. Ich hatte auch nur noch 15Pfund Bargeld dabei und keine Taxinummer. Toll. Ich ging überlegend um die Ecke und stand vor nem Laden, wo irgendwas auf polnisch dranstand, von wegen „Auto…“. Sah nach Taxizentrale aus…oder Mietwagenverleih. Ich guckte wohl ziemlich fragend aus der Wäsche, jedenfalls wurde ich gleich von nem Typen mit Minivan angequatscht, ob ich nach Stansted müsse. Oh, ja. „Ich bringe sie hin.“ „Oh, super, wie teuer?“ „35 Pfund…aber für dich 30…(schmieriges Grinsen…)“ Na toll, 30 Pfund und gleichzeitig Zugtickets bezahlt?? Das war zuviel des Guten, denn die Uni bezahlte zwar Flug und Hotel aber keine Transporte. Ich fragte dann, wie viel es nach Liverpool Street kostet, denn wenn der Typ sich beeilt und dort gleich ein Zug abführe, dürfte es nach meinen Berechnungen gerade noch bis zum Gateschluß reichen und aus eigenér Erfahrung wusste ich ja, dass das meistens nicht immer soooo genau genommen wird. Meine einzigste Chance. Ich sprang ins Auto, sagte dem Typ er solle Gas geben und mich nach Liverpool Street fahren. Das nahm der auch wörtlich und fuhr wie ein Irrer los. Während der ganzen Fahrt regte er sich über diese andren Leute an der Seven Sisters Station auf, denen hatte er nämlich vorgeschlagen, dass er sie für 35 Pfund nach Stansted kutschiert und die hätten dann pro Person nur 7.50 bezahlen müssen, aber die wollten wohl nicht. Ach mist, ich hätte denen ja vorschlagen können, dass wir alle das Taxi nach Stansted teilen, ich hätte die bestimmt überredet bekommen, na toll. Aber jetzt war es zu spät. Ich hatte Glück, dass die Fahrt nach Liverpool Street „nur“ 15 Pfund kostete und ich gerade noch soviel in der Tasche hatte. Ich also losgerannt, auf den Bahnsteig und dann fuhr der Zug um 05.55 Uhr los. Na toll. Nach Auskunft der Schaffnerin sollten wir um 06.45 Uhr ankommen. Auf meiner Bordkarte: Gateschluss 06:50 Uhr. Vorher noch Sicherheits- und Passkontrolle und ewig lange Wege in Stansted. Ich wusste: Wenn ich wie letztes Mal wieder einen halbe Stunde vor der Sicherheitskontrolle stehe, dann ist das mein Tod. Somit konnte ich nix machen, nur im Zug sitzen und entweder es klappt oder nicht. Aber ich bin ja ein unerschütterlicher Optimist und außerdem habe ich schon viel aussichtslosere Kühe im letzten Moment vom Eis geschoben. Jedenfalls saß ich im Zug und hoffte einfach nur, dass der Flug Verspätung hatte. Seltsam, sonst habe ich Verspätungen gehaßt wie nur was, was schlimmeres als Verspätungen gab's sonst bei mir garnicht. Verspätungen hießen Reports schreiben und Ansagen machen lassen und Voucher schreiben und Gepäck wieder ausladen lassen und hinterher ne Audienz beim Chef haben und sich rechtfertigen dürfen. Kotz. Wer hätte gedacht, dass ich mir das mal wünschen würde. Um exakt 06:46 fuhr der Zug dann in Stansted ein und ich schnappte mir mein mal wieder viel zu schweres Handgepäck und rannte los. Zuerst zur Sicherheitskontrolle. Gut, nur vier Leute vor mir. Hoffnung!! Ich trampelte nervös von einem Fuß auf den anderen und pulte mir schon mal die Kleider vom Leib und den Gürtel aus der Hose etc. etc. Laptop auspacken, diesen beknackten Beutel aufs Band geknallt, durch den Metalldetektor gelaufen (es piepte nicht- kein wunder, ich hatte ja auch fast nix mehr an), Sachen wieder eingepackt, weitergerannt. Auf einmal gestopt von nem Typ, Schuhe aus und durch so ein Gerät schieben! Oh nee, alles klar, Schuhe aus, in das Gerät geworfen, komischen Blick von den Typen geerntet, weitergerannt, über drei Rolltreppen, einige langsame Engländer mit einem energischen, aber wohl eher verzweifelten "EXCUSE ME" zur Seite gescheucht... nach Ewigkeiten stolz bemerkt, dass meine Kondition doch nicht so scheiße ist und um exakt 07:11 Uhr am Gate 41 angekommen, wo noch geboardet wurde. Unglaublich! Ich stand zwar kurz vor nem Herzkasper aber ich hatte es geschafft. Die anderen Passagiere dachten zu Recht, ich hätte ein Rad ab aber ich hätte die ganze Welt umarmen können. Im Flugzeug wurde ich dann übermütig und als der Spruch kam, dass man ja direkt mal mit Ryanair Millionär werden könne, wenn man mal ein paar Rubbellose kauft dachte ich: "Na klar, Millionär werden ist ein Scheiß gegenüber 26min vom Zug in den Flieger". Somit war ich die einzige auf dem Flug, die so blöd war sich Rubbellose zu kaufen und natürlich nix gewonnen hat. Doof!
In Frankfurt-Hahn angekommen, regnete es erstmal in Strömen und nebelig wars auch. Der Airport ist ne Katastrophe, sowas von traurig. Da will ich tot nicht überm Zaun hängen. Der Bus kostet 12 Euro pro Fahrt. Ripp-off! Aber man hat ja keine andere Möglichkeit aus der Pampa wegzukommen. Der Busfahrer schnautzte mich gleich an, ich solle mit dem Kaffee aufpassen und gefälligst austrinken und nicht halbvoll in die Sitzritze stopfen. Ich sagte ihm, dass ich das nicht vorhätte. Netter Empfang hier. Wir fuhren geschlagene 1:45 min bis zum Flughafen Frankfurt International. Dort hatte ich vor auszusteigen und ne Flughafentour mitzumachen. Grins!
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