Dienstag, 25. September 2007
Orientation Session, Discovering London & Jesús - 24. September 2007
Die erste nach in der Malvern Road verbrachte ich eher schlecht als recht...keine Ahnung warum. Heute sollte auf jeden Fall eine Orientierungsveranstaltung für EU-Studenten auf dem City Campus stattfinden. Auf dem Weg dorthin machte ich erstmal Bekanntschaft mit der U-Bahn bei Rush Hour. Die Züge sind so proppenvoll, das die Scheiben schon beschlagen. Meistens ist irgendeine Linie verspätet oder fährt gar nicht bzw. an diesem Tag ist der Zug in Liverpool Street einfach weitergefahren und nicht angehalten. Im Zug wurde nur eine Ansage gemacht, dass die Station geschlossen sei und die Leute hatten halt Pech und mussten an der nächsten Station raus. Da war natürlich die Laune gut. Man sollte immer früh genug losfahren. Wieder was gelernt. Nachdem ich erstmal drin war (man muss immer eine Sicherheitskontrolle passieren, wenn man in die Uni will und seine Karte durchschieben) bezahlte ich noch den Rest der Studiengebühren und kam prompt zu spät in die Orientierungsveranstaltung. Als ich fragte ob ich hier richtig sei, lachten sich alle tot. Scheinbar war ich nicht die einzige, die zu spät kam, denn nach mir kamen noch mehr rein, die alle dieselbe Frage stellten. Nach dem üblichen Bla bla.. wurde gefragt, wer denn wo her käme: Zu meiner Überraschung waren unglaublich viele Schweden anwesend und auch viele Deutsche. Ausserdem wimmelt es hier in London von Polen. Gerade in North London sieht man überall polnische Anzeigen und polnische Viertel. Ansonsten sind aber so ziemlich alle Länder vertreten. Kein Wunder, denn die Uni hat über 37000 Studenten. Die Atmo war extrem international (wow was fürn satz!). Nach drei Stunden mehr oder weniger informativen Informationen von allen möglichen universitären Institutionen kam auch bei mir so langsam die Müdigkeit durch. Auf dem Rückweg unterhielt ich mich mit einem BWLer aus Würzburg mit lustigem bayerischen Akzent (weiss nicht mal wie er heisst) und zu meiner Beruhigung meinte der, angeblich seien die Kurse ein Witz (na ich weiss ja nicht aber gut zu hören). Am Tag vorher hatte mir schon einer meiner potentiellen Vermieter erzählt, dass London Met eine der besten Unis sei. Irgendwie passt das nicht zusammen, naja wir werden sehen. Jedenfalls fuhr ich mit dem Bayern Richtung Innenstadt um ne Post zu finden und meinen Bafög Kram abzuschicken. Nachdem ich noch ein paar Besorgungen wie Verlängerungskabel, Adapter für "dicke Stecker" etc. erledigt hatte, wieder mal im Internet Cafe war, wollte ich nach Hause fahren, aber da weder die Victoria Line ("Personenschaden") noch die Busse (Vollsprerrung nach Unfall) fuhren, musste ich erstmal zur nächsten Station laufen und irgendwelche Umwege nehmen um letztendlich nach Ewigkeiten zu Hause anzukommen. Gott sei Dank noch nicht zu spät, denn Azam hatte für sieben Uhr einen potentiellen neuen Mitbewohner für das kleine Zimmer eingeladen: Jesús aus Marbella. Feras und ich sollten dabei sein und ihn ausquetschen, so wie das gestern bei mir der Fall war. Wie spannend, denn schon saß ich auf der anderen Seite, wie schnell das gehen kann. Jesús stellte sich als ziemlich ruhig heraus, er war ein korrekter Typ (hatte sich den Weg exakt mit Kugelschreiber aufgemalt). Als erstes fragte er, ob die Gegend sicher sei, er hätte Angst abends allein von der U-Bahn nach Hause zu laufen. Er sei es gewohnt auf einer belebten Strasse zu wohnen. Er wohne im Moment in Willesden Green (laut Azam nach Brixton eine der schlimmsten Gegenden Londons, also warum regt er sich auf??) in einem Studio-Appartment und die Hausverwaltung ist wohl ziemlich schlimm. Er muss immer genau am ersten bezahlen und da er am letzten 1. in Manchester bei seiner libanesischen Freundin war, hat er schon am 23. überwiesen. Die Hausverwaltung hat das wohl nicht mitbekommen, sie haben gedacht, er hätte nicht bezahlt und haben einfach mal sein Schloss ausgewechselt. Da stand er ne Stunde vor verschlossener Tür als er aus Manchester zurückkam. Er will demnächst seinen MBA machen. Scheinbar macht hier jeder seinen MBA, jedenfalls viele. Azam hat seinen MBA mit 27 gemacht und daher konnte er einiges darüber berichten. Azam ist sowieso scheinbar ziemlich schlau. Er meinte, er wusste in den ersten drei Sekunden unseres Telefonates, das ich ins Haus passen würde, weil ich mein Telefonat korrekt angefangen habe. Er hat auch so einen Kurs belegt, in dem man lernt, richtig zu telefonieren und die Informationen im Telefonat richtig zu verpacken. Ich hätte wohl die richtigen Informationen an der richtigen Stelle preisgegeben etc. Auf dieses Telefonat ist er scheinbar voll abgefahren, jedenfalls erwähnt er das ständig. Leztes Jahr ist Azam ausserdem mit dem Auto von London nach Marokko gefahren, hat einen Spanisch kurs belegt. Ausserdem hat er arabisch gelernt und noch tausend andere Sachen. Jedenfalls war Jesús schwer beeindruckt, aber auf die Frage, welchen Film er als letztes gesehen hat (Azam und Feras sind Filmfreaks und gehen ständig ins Kino), grübelte er lange und meinte dann: "Den Film über das Leben von Edith Piaf". Feras guckte wie ein Auto: "WER??" Edith Piaf ist eine französische Sängerin - Jesús war ein wenig verblüfft, dass man die nicht kennt - Feras daraufhin trocken: "Ich bin Australier verdammt, ich habe keine Ahnung!". Feras macht im Gegensatz zu Azam immer so trockene Sprüche. Jesús und Azam unterhielten sich oben noch weiter und Feras und ich mutmaßten, dass er das Zimmer wohl nicht nehme. Als er weg war, fragte Azam uns nach unserer Meinung und Feras meinte: "Nimm ihn nicht, er ist voll das Weichei. Ausserdem hat er meine Witze nicht verstanden." Jedenfalls diskutierten wir noch voll lange über Jesús Eignung für unsere WG, was ich irgendwie cool fand, weil ich scheinbar schon dazu gehörte. Merkwürdige Situation aber sehr schmeichelhaft für mich. Wäre allerdings nicht schlecht, wenn Jesús einziehen würde, denn dann könnte er mir bei Spanisch helfen.
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